• 10. März 2021

Was alles geht, wenn nicht alles geht! – Ausbildung in Lippe in Zeiten der Pandemie

Was alles geht, wenn nicht alles geht! – Ausbildung in Lippe in Zeiten der Pandemie
Buz (v. li.): Azubi Johannes Steinbach; Agenturleiterin Barbara Schäfer; Dieter Nagel (Ausbildungsleiter für das Tischlerhandwerk); Thomas Eickhoff (Arbeitgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur); Geschäftsführer Guido Kramp.

„Lippe und die Region Ostwestfalen sind vor allem von inhabergeführten, klein- und mittelständischen Unternehmen mit einem breiten Branchenmix geprägt. Um die altersbedingten Abgänge aus den Unternehmen zu kompensieren, kann durch die berufliche Ausbildung ein großer Beitrag geleistet werden, um einen Wissenstransfer sicherzustellen und auch zukünftig die passenden Fachkräfte zu finden“, betont Barbara Schäfer, Leiterin der Agentur für Arbeit Detmold, bei einem Unternehmensbesuch zur Woche der Ausbildung in einem 1964 gegründeten Traditionsunternehmen in Lemgo-Lieme: Kramp & Kramp GmbH + Co.KG.

Doch seit einem Jahr ist vieles anders auf dem Ausbildungsmarkt – deutschlandweit und in Lippe. Schäfer: „Die Stellenmeldungen auf dem Ausbildungsmarkt sind in den vergangenen Monaten deutlich rückläufig gewesen. Die Pandemie hat unser aller Leben gravierend verändert, doch den Fachkräftemangel hat das Virus nicht beseitigt. In den kommenden zehn Jahren werden rund 20 Prozent der Beschäftigten das Rentenalter erreichen. Das sind Fachkräfte, und diese müssen durch gut ausgebildete Nachfolgende ersetzt werden. Genau deshalb dürfen Betriebe die Nachwuchskräftegewinnung trotz aller Schwierigkeiten jetzt nicht vernachlässigen.“

Das sieht auch Kramp & Kramp GmbH + Co.KG mit seinen Tochtergesellschaften A. Kramp GmbH & Co. KG und G. Kramp GmbH & Co. KG so. Der Altbauspezialist für innen und außen beschäftigt derzeit mehr als 100 Mitarbeiter in den Bereichen Maurer-, Tischler-, Zimmerer- und Malerhandwerk. Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt in der Restaurierung und Sanierung denkmalgeschützter Projekte und Altbauten im gesamten Bundesgebiet. Für diese Aufgaben benötigt Kramp & Kramp Fachkräfte, die das Unternehmen selbst ausbildet.

„Leider ist es aufgrund der Corona-Situation momentan nicht möglich an Berufsfelderkundungstagen in den Schulen teilzunehmen oder auf Messen die verschiedenen Ausbildungsberufe vorzustellen“, berichtet Kramp-Ausbilderin Constance Schröder, Restauratorin und Kirchenmalermeisterin. „Für dieses Jahr haben wir den Ausbildungsplatz in unserer Malerabteilung noch nicht besetzt. Interessierte Jugendliche können sich gerne noch bewerben. Gerne bieten wir interessierten jungen Menschen auch Praktika an, damit sie in unsere Ausbildungsberufe hineinschnuppern können.“

Der Altbauprofi bildet neun Auszubildende im Tischlerhandwerk und einen Auszubildenden im Maler/ Lackiererhandwerk aus. Dieter Nagel, Ausbildungsleiter für das Tischlerhandwerk, erstellt für jedes Lehrjahr einen internen Ausbildungsrahmenplan, der die unterschiedlichen Lehrpläne der Ausbildungsjahrgänge in der Werkstatt und auch auf Montage berücksichtigt. Jeden ersten Samstag im Monat kommen alle Auszubildenden zudem für fünf Stunden in die Werkstatt, und bekommen durch einen Ausbilder individuelle Aufgaben gestellt. „Diese Zeit wird genutzt, um intensiv auf individuelle Bedürfnisse der Azubis einzugehen“, so Nagel.

Personalreferentin Claudia Schröer betont: „Als mittelständisches Unter-nehmen haben wir eine Verantwortung für die Region, Jugendlichen einen Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Auch aus diesem Grund haben wir 2019 Cherif Sall, einem jungen Mann aus dem westafrikanischen Guinea, die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung als Tischler bei uns zu machen. Mit externer und großer interner Unterstützung wird Cherif im Sommer 2022 die Gesellenprüfung zum Tischler absolvieren.“

„Auch andere Einstiegswege sind denkbar“, erzählt Thomas Eickhoff, stellvertretender Teamleiter vom Arbeitgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur. Seit Sommer 2020 betreut Ausbilder Maik Ebert, Restaurator und Zimmerermeister, einen Umschüler zum Zimmerer. Der Umschüler wird im Gegensatz zu einem Auszubildenden die Umschulung in nur zwei Jahren absolvieren. Die überbetrieblichen Lehrgänge, die Berufsschule und der praktische Teil im Betrieb sind komprimiert, beinhalten jedoch den gleichen Lerninhalt wie bei einer dreijährigen Ausbildung.

Agenturleiterin Barbara Schäfer weiß, dass derzeit nicht alle Unternehmen die gleichen guten Ausbildungsmöglichkeiten haben, wie Kramp & Kramp. „Wer um das Überleben des eigenen Unternehmens kämpft, kann sich kaum oder gar nicht um Ausbildung kümmern. Das geht dann schlichtweg nicht. Ich möchte dennoch allen Arbeitgebern in Lippe Mut machen, sich auch von der Detmolder Arbeitsagentur Unterstützung zu holen, um Ausbildung möglich zu machen. Auch allen jungen Frauen und Männern in Lippe möchte ich sagen, ‚steckt den Kopf nicht in den Sand. Es gibt Perspektiven für Euch!‘“

Für den Ausbildungsbeginn 2021 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 – 4 5555 20. Junge Leute, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, können sich jederzeit unter 0800 - 4 5555 00 bei der Berufsberatung anmelden.

Bild: Agentur für Arbeit

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