• 12. September 2022

Kunst zum Stauferkaiser auf Schloss Cappenberg

Kunst zum Stauferkaiser auf Schloss Cappenberg
Selm-Cappenberg, Außenansicht der Kirche St. Johannes Evangelist.

Eröffnung der Ausstellung “Barbarossa. Das Vermächtnis von Cappenberg”

Cappenberg/Münster (lwl). Anlässlich des 900. Geburtstags des berühmten Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa widmet ihm das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die Ausstellung “Barbarossa. Die Kunst der Herrschaft” an zwei Orten. Die Ausstellung “Das Vermächtnis von Cappenberg” (14.9.22 – 5.2.23) in Schloss Cappenberg bei Selm (Kreis Unna) bildet den Auftakt und ist ab Mittwoch (14.9.) geöffnet. Die Ausstellung mit rund 60 Exponaten zeigt die Verbindungen zwischen dem Kloster und Kaiser Barbarossa im 12. Jahrhundert.
Die Gründung des Stifts Cappenberg 1122 hatte die Geschichte Westfalens maßgeblich beeinflusst.

“Geschichte vom Umdenken und Umdeuten”

Als schwäbischer Herzogssohn und seit 1155 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deut-scher Nation lenkte Barbarossa die Geschicke Europas mit. “Schwäbischer Adeliger, Ritter, Politiker und Mythos – wie kaum ein anderer Herrscher prägt der Staufer Friedrich I. Barbarossa bis heute unsere Vorstellung von Macht, Ruhm und Glanz eines mittelalterlichen Königs und Kaisers”, sagte der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann, am Montag (12.9.) in Cappenberg. “Das Schloss Cappenberg und die Stiftskirche mit der engen Verbindung zu Barbarossa erzählen eine bewegende Etappe westfälischer Geschichte. Sie gibt Aufschluss über das Leben der schillernden Figur von Kaiser Rotbart. Wir erzählen in der Ausstellung eine Aussteiger-Geschichte, eine Geschichte vom Umdenken, aber auch vom Umdeuten.”

Graf Otto von Cappenberg war 1122 Taufpate Barbarossas. 1156 schenkte er als Stiftsprobst dem Kloster den berühmten Cappenberger Kopf und die Taufschale des Kaisers (heute im Be-sitz des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin). Sie bilden das Vermächtnis von Cappenberg und sind zugleich die Hauptwerke der Ausstellung.

Die Umwandlung der Burg Cappenberg in ein Kloster 1122 gilt als eine der wesentlichen Weichenstellungen der Geschichte Westfalens. Der Erinnerungsort Cappenberg gedenkt wichtiger Personen und Ereignisse mittelalterlicher Geschichte.

Die aktuelle Ausstellung deckt hierzu neue Aspekte auf: Als Sühne für die Brandstiftung des Domes und der Stadt Münster entsagten die Brüder Gottfried und Otto von Cappenberg dem weltlichen Leben, übergaben ihren Besitz der Kirche und traten dem geistlichen Leben bei.

Indem Otto von Cappenberg sein süddeutsches Erbe den Staufern überließ, trug er zum Auf-stieg der Familie Barbarossas zu königlichen und kaiserlichen Würden bei. So wurde er Taufpate von Friedrich Barbarossa. Die Ausstellung zeigt, wie die Stiftsgründung mit der Geschichte Barbarossas und mit dem damals ausgehandelten Frieden zwischen Papst und Kaiser verbunden ist.

Animationsfilm: Geschichte in zehn Minuten

Der für die Ausstellung produzierte Animationsfilm “Cappenberg 1122” zeigt anschaulich, wie die Geburt Barbarossas mit der Stiftsgründung verbunden ist und macht vor allem deutlich, wie sich in diesem Jahr das große Weltgeschehen mit der regionalen Geschichte verband: Die folgenschwere Tat des Grafen Gottfrieds steht am Anfang der Geschichte und löst einen Strudel von Ereignissen aus. Der zehnminütige Animationsfilm, produziert unter der Leitung des LWL-Medienzentrums für Westfalen, ist direkt zu Beginn der Ausstellung zu sehen (Illustrationen Niklas Schwartz, Animation Annette Jung, Sprecherin Anna Thalbach) und auch im Internet unter: https://www.youtube.com/watch?v=6lhk6udLnCk.

Ausstellung

“Als Museumsleute haben wir stets den Anspruch, auch die Gegenwart in die Darstellung der Geschichte mit einzubeziehen. Bei dieser Ausstellung geschieht das durch den modernen Animationsfilm Cappenberg 1122, sowie durch einen kritischen Blick auf das Wirken Barbarossas,” so der Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Dr. Hermann Arnhold. Am Gemälde “Der Tod Barbarossas”, 1832, von Julius Schnorr von Carolsfeld zeigen der Kurator der Ausstellung, Dr. Gerd Dethlefs, und die kuratorische Assistentin Flora Tesch, wie der Kaiser zur nationalen Leitfigur des 19. Jahrhunderts umgedeutet wurde.
Durch die Videoarbeit “flags”, 2011, von Johanna Reich wird diese Mythologie und das Heldentum mit künstlerischen Mitteln problematisiert. Gedichte des 19. und 20. Jahrhunderts kommentieren kritisch den deutschen Nationalismus mit literarischen Mitteln.

“Das Schloss Cappenberg mit dem Vermächtnis Barbarossas ist ein bedeutender Kulturort für die Region. Deswegen haben wir als regional engagierter Kreis die Idee zu der Ausstellung an-gestoßen und ihre Realisierung von Anfang an unterstützt”, sagt Dr. Heinrich Schulze Altcappenberg vom Rotary Club Selm – Kaiser Barbarossa. Die umfangreiche Ausstellung und das damit verbundene Bildungs- und Vermittlungsprogramm werden durch zahlreiche regionale und nationale Förderer unterstützt.

Ab dem 28. Oktober folgt die Ausstellung “Barbarossa. Die Kunst der Herrschaft” (bis 5.2.2023) im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster mit kostbaren Leihgaben unter anderem aus London, Paris und Kopenhagen. Die beiden Ausstellungen ergänzen einander.

In Cappenberg werden auf 600 Quadratmetern hauptsächlich die Geburt Barbarossas, die Stiftsgründung und die Rezeption Barbarossas im 19. Jahrhundert thematisiert, während in Münster die historische Person Barbarossas und sein Wirken durch die Kunst des 12. Jahrhunderts zum Leben erweckt werden soll. Am 24. Oktober werden hierzu die Taufschale und der Cappenberger Kopf vom Cappenberger Schloss in das LWL-Museum nach Münster wechseln.

Am Eröffnungstag, 13.9., ist der Eintritt ab 18.30 Uhr in Schloss Cappenberg bis 22 Uhr frei.

Gefördert wird die Ausstellung von: Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Nord-rhein-Westfalen, Kulturstiftung der Länder, Kunststiftung NRW, Provinzial Stiftung, Sparkasse Münsterland Ost, LWL-Kulturstiftung, Stiftung kunst³, Freunde des Museums, Rotary Club Selm – Kaiser Barbarossa und Kreis Unna.

Foto: LWL/Hanna Neander

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